Immer mehr Menschen zieht es in den Wald, dass verursacht zunehmend Probleme

Menschen hinterlassen Müll und Dreck

Immer mehr los im Wald: Förster und Jäger schlagen Alarm

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Lara Dudek

Seit Corona ist der Wald immer beliebter. Wanderer, Fahrradfahrer und Camper suchen dort Erholung. Ein Zustand, der auch Probleme macht.

Zigarettenstummel, Scherben von zerbrochenen Glasflaschen und Verpackungsmüll. Wanderer, die bewusst mit ihren Hunden die vorgesehenen Waldwege verlassen. Mountainbiker und Jogger, die regelmäßig noch in den späten Abendstunden im Wald unterwegs sind. Seit der Pandemie haben sich die fast täglichen Rundgänge und Begegnungen im Wald verändert, wie einige Jagdpächter verschiedener Reviere in der Region Trier berichten.

Förster und Jagdpächter finden immer mehr Müll im Wald
Diese Kiste Müll stammt aus dem Revier in Klüsserath.

Einer von ihnen hat ein Revier in Klüsserath (Kreis Trier-Saarburg) gepachtet. Erst am vergangenen Samstagmorgen traf er unvermutet auf einen belgischen Wildcamper im Wald von Klüsserath. Eine Gruppe Quadfahrer traf der Jäger auch auf seiner Tour, was für ihn mittlerweile längst zur Routine geworden ist.

Es ist schade zu sehen, wie manche ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Wald und der Natur umgehen.

Erlebnisse, die einige seiner Kollegen bestätigen, die namentlich aber nicht genannt werden wollen. Wie zum Beispiel ein Pächter des Reviers Wehlen bei Bernkastel-Kues (Kreis Bernkastel-Wittlich) und ein Kollege von der Forstverwaltung in Föhren (Kreis Trier-Saarburg). Solche, oft auch unangenehmen Konfrontationen im Wald, habe es bis vor wenigen Jahren in dieser Form und Anzahl nicht gegeben, sind sie sich einig. "Es ist schade zu sehen, wie manche ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Wald und der Natur umgehen."

Immer mehr Müll wird in den Revieren in den Wäldern rund um Trier gefunden
Ein beliebtes Ziel mit einer schönen Aussicht auf die Mosel: Die Klüsserather Wetterstation. So ordentlich wie auf diesem Foto sieht es aber nicht immer aus.

Waldtourismus stark angestiegen

Nach Angaben der Forstverwaltung Landesforsten Rheinland-Pfalz zieht es mehr als ein Drittel der Bevölkerung mindestens einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden in den Wald. Dabei gehe es den Menschen vor allem um Erholung.

Die verschiedenen und teilweise veränderten Freizeitaktivitäten im Wald führen zu einer höheren Belastung der Lebensgemeinschaft Wald.

Das bestätigt auch der Leiter des Forstamts Trier, Gundolf Bartmann. Grundsätzlich freue man sich darüber, da die meisten Besucher den Wald für sich entdecken würden. So steige auch das Interesse vieler Erwachsener und Kinder an Angeboten im Wald, die durch das Forstamt organisiert werden.

Gundolf Bartmann vom Forstamt Trier
Forstamtsleiter Gundolf Bartmann appelliert, die vorgeschriebenen Waldwege nicht zu verlassen und sich an die Regeln der Natur zu halten.

Nichtsdestotrotz dürfe das Ökosystem Wald durch die starke Frequentierung nicht überlastet werden. "Die verschiedenen und teilweise veränderten Freizeitaktivitäten im Wald führen zu einer erhöhten Belastung der Lebensgemeinschaft Wald."

Viele Regeln würden immer mehr in Vergessenheit geraten: Festgelegte Wege werden verlassen. Das beobachte man beim Forstamt durch aufgestellte Wildkameras. Auch die steigende Zahl an Wildcampern bestätigt der Forstamtsleiter. Lagerfeuer mitten im Wald seien auch schon vorgekommen. Waldbesuche zu später Stunde mit Kopfleuchten - keine Besonderheit. 

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Die Folgen spiegeln sich in der Tierwelt wieder, wie der Forstamtsleiter berichtet. Vor allem durch Wanderungen querfeldein, fernab der Wanderwege nehme man den Tieren ihren Lebensraum, scheuche sie ununterbrochen auf. Stück für Stück würden die Tiere sich dann in die Nacht zurückziehen. Und das merken auch die Jagdpächter. Da die Tiere immer häufiger nur nachts unterwegs seien, fiele es immer schwerer ein Revier ordentlich zu bejagen und zu betreuen, so die Pächter.

Immer mehr Müll wird in den Revieren in den Wäldern rund um Trier gefunden
Dieses Bild entstand im Jagdrevier Wehlen.

Auch die Vermüllung der Natur, an Aussichtsplattformen auf die Mosel und mitten im Wald nehme zu, sodass man oft damit beschäftigt sei, den Müll aufzusammeln. So nehmen Waldbesucher ihren Müll zum Beispiel nach dem Grillen nicht mit. Oftmals seien die Mengen allerdings so groß, dass man darauf schließen kann, dass der Wald gezielt als Ablageort angefahren wird.

"Es wird dann gemeinsam besprochen, wo eine Aktivität sinnvoll und möglich umgesetzt werden kann. In der Regel findet man auch einen Platz zum Übernachten."

Bloß nicht mehr in den Wald?

Nach wie vor ist der Wald für alle da – und das sei auch gut so, sind sich alle Parteien einig. Schließlich werde dies auch durch das Betretungsrecht nach § 22 des Landeswaldgesetztes geregelt. Und grundsätzlich seien Aktivitäten wie Übernachtungen im Wald oder Waldbadeaktionen mit Gruppen nicht vollkommen unmöglich.

So brauche man eine Genehmigung vom zuständigen Förster oder Waldbesitzer. "Es wird dann gemeinsam besprochen, wo eine Aktivität sinnvoll und möglich umgesetzt werden kann. In der Regel findet man auch einen Platz zum Übernachten", so Forstamtschef Bartmann.

Betretungsrecht soll novelliert werden

Wie sich die Situation in den Wäldern entwickeln wird, sei schwierig zu sagen. Nach Angaben des Forstamtsleiters findet gerade ein Umdenken in der Gesetzgebung statt. So sei eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes für 2024 geplant. Schließlich habe sich der Wald und auch die Nutzung durch Freizeitaktivitäten geändert, so Gundolf Bartmann. Denkbar wäre zum Beispiel eine Einschränkung der Waldnutzung in der Nacht.

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