Während sich am Valentinstag Mitte Februar Paare und Verliebte kleine Geschenke oder Botschaften zustecken, ist im Vogelpark Karlsruhe-Neureut 365 Tage lang die Zeit der berauschten Blicke und Annäherungsversuche.
Amazonenpapagei Urmel krächzt laut, als Matthias Knopik an seiner Außenvoliere erscheint. "Der will mit mir jetzt hier nichts zu tun haben", erklärt der 39-Jährige. Als erster Vorstand der Vogelfreunde in Karlsruhe-Neureut kennt er seine gefiederten Schützlinge gut.
Mit seinem Verhalten versuche Urmel seinen Partner Rudi zu verteidigen. "Die beiden sind wirklich unzertrennlich", schildert Knopik. Gegenseitig folgen sich die Männchen auf Schritt und Tritt oder verwöhnen sich mit kleinen Krauleinheiten. "Dass ist nicht ungewöhnlich, dass sich auch gleichgeschlechtliche Tiere zusammentun. Gerade wenn sie älter sind", so Knopik weiter. Kommen sie gut miteinander klar, geben sie auch gute Kumpels ab. Seit über einem Jahr sind die beiden ein Paar und somit ein Musterbeispiel für die Arbeit der Papageien-Partnervermittlung Papaveo.
Ehrenamtliche stemmen Betrieb von Papaveo in Karlsruhe
Papaveo wurde 2016 als Arbeitsgemeinschaft innerhalb des Vereins der Vogelfreunde Neureut gegründet. Single-Papageien werden dort abgegeben und treffen unter kontrollierten Bedingungen auf andere allein gehaltene Papageien, um eine neue Lebenspartnerin oder einen neuen Lebenspartner zu finden.
Im besten Fall kann der Halter später dann "ein glücklich vermähltes Papageienpaar wieder mit nach Hause nehmen", so Knopik. Denn: Papageien sollten als Paare gehalten werden.
Insgesamt zwölf Freiwillige engagieren sich bei der Organisation und kümmern sich um die Amazonenpapageien sowie die damit verbundenen Verwaltungsaufgaben. Drei Bundesfreiwillige übernehmen die Versorgung der Tiere, trainieren mit ihnen und beobachten ihr Verhalten - alles rein spendenfinanziert.
Artgerechte Unterbringung: Warteliste mit mehr als 50 Tieren
Matthias Knopik selbst kam wie "Maria zum Kind zur Papageienhaltung". Nach dem Tod seines Schwiegervaters zieht dessen Vogel Niko bei ihnen ein. "Wir hatten auf einmal einen Papagei und hatten keine Ahnung", erzählt er. "Dann haben wir festgestellt, dass es sehr viele Menschen in unserer Situation gibt, die entweder einen Papagei haben und einen zweiten suchen oder die sich eben nicht mehr um die Tiere kümmern können."
Der Bedarf an einer artgerechten Unterbringung ist laut Knopik riesig. Mittlerweile gebe es bei Papaveo eine Warteliste von über 50 Papageien. Darauf stehen zum einen Tierschutzfälle, zum anderen aber auch Tiere, deren Besitzer sie dauerhaft abgeben wollen. Und eben Papageien, die einen Partner suchen und im Anschluss wieder zu ihren Haltern zurückkehren sollen.
Faszination Papageien: von Unwissen zur Leidenschaft
Mittlerweile ist die Arbeit mit den Papageien für Knopik zum Hobby geworden. "Diese Tiere sind wirkliche Charaktertiere. Auch wenn sie auf den ersten Blick ähnlich aussehen, sind sie sehr sehr unterschiedlich in ihrem Verhalten und in ihren Vorlieben", schwärmt er.
Papageienpaar Niko und Flora: Verkuppelung mit Happy End
Seinen eigenen Papagei Niko wollte er damals auch verkuppeln - noch vor Papaveo. "Wir hatten mit allen Problemen zu kämpfen, die eine Privatverpartnerung mit sich bringt. Man weiß nicht, ob es klappt", berichtet er von seinen Erfahrungen. Zwei fremde Vögel in den eigenen vier Wänden miteinander verkuppeln zu wollen, kann schnell schiefgehen. Mal stehen die Territorialansprüche der Tiere im Weg, mal die Haltungsbedingungen. Oder beide Papageien können sich einfach nicht leiden.
Zoo-Direktor Matthias Reinschmidt am Welt-Papageientag Pflege und Zucht: Wie der Karlsruher Zoo bedrohten Papageienarten hilft
Der letzte Tag im Mai ist Welttag des Papageis. Tierschutzorganisationen weltweit feiern den Tag. Ein großer Papageienfreund ist Matthias Reinschmidt, Chef des Karlsruher Zoos.
Als jedoch Papageiendame Flora in sein Leben geflattert kam, war es um Niko geschehen. "Wir hatten damals riesiges Glück", ist sich Knopik bewusst. Wenn man den Tieren selbst die Partnerwahl überlässt, liegen die Chancen einer echten Bindung höher.
Eine neue Chance darauf könnte es im Frühjahr geben: Dann sollen sich bei Papaveo neue Tiere einziehen sowie auf neutralem Terrain kennen und lieben lernen.