Grund: Innenraum- und Akku-Heizung
Im Winter wollen wir es auch im Elektro-Fahrzeug warm haben. Da die Innenraum-Heizung elektrisch betrieben wird, geht das zu Lasten der Reichweite. Dazu kommt dann noch der Verbrauch der Komfortextras wie Sitzheizung oder Lenkradheizung.
Der Akku, am relativ kalten Fahrzeugboden verbaut, benötigt im Winter ebenfalls zusätzliche Energie. Denn die elektro-chemischen Reaktionen im Energiespeicher funktionieren am besten bei Temperaturen zwischen +20 und +40 Grad. Also muss auch hier geheizt werden.
Mehrverbrauch kostet Reichweite
Der Einsatz der Heizungen geht direkt zu Lasten des Verbrauchs, so die Experten des ADAC. "Üblicherweise bewegen sich die Mehrverbräuche in der kalten Jahreszeit zwischen 10 bis 30 Prozent. Bei Minustemperaturen auf der Kurzstrecke kann der Verbrauch eines Elektroautos aber auch um bis zu 50 Prozent ansteigen. Entsprechend sinkt die Reichweite auf der Bordcomputer-Anzeige."
50 Prozent weniger auf der Winter-Kurzstrecke
Insgesamt konnte der ADAC beim Kurzstreckenbetrieb bei -7 Grad, bei dem der Akku zwischen den Fahrten immer wieder auskühlt und neu angewärmt werden muss, Verluste von bis zu 50 Prozent feststellen. Und selbst im Dauertest, bei dem die Fahrzeuge das ganze Jahr über auf öffentlichen Straßen unterwegs waren, gab es deutliche Einbußen, so die Fachleute: "Sehr unterschiedliche Fahrstrecken, Fahrstile und Verkehrseinflüsse führen zwar zu stark variierenden Werten pro Fahrt. Doch im Mittel ergeben sich – je nach Testfahrzeug – winterbedingte Mehrvebräuche von 25 bis 31 Prozent."
Standheizung und Wärmepumpe
Ein großer Vorteil ist, das bestätigen die Experten des ADAC, dass E-Autos immer eine Standheizung an Bord haben. So kann das Auto an der heimischen Steckdose bei winterlichen Temperaturen bereits mit Netzstrom vorgeheizt werden, um mögliche Verluste zu minimieren. Außerdem versuchen auch die Hersteller zum Beispiel durch den Einsatz von energiesparenden Wärmepumpen und geschicktem Software-Management einem Mehrverbrauch entgegenzuwirken.
Akku-Ladung im Winter
Eine Forderung der Experten bezieht sich auch auf das Problem der oft deutlich längeren Schnellade-Dauer im Winter. Der Grund: Ist der Akku nicht auf Betriebstemperatur, dauert der Ladevorgang oft länger. Außerdem kann sich "kaltes Schnelladen“ negativ auf die Lebensdauer des Akkus auswirken. Einige Hersteller reagieren, indem sie ein smartes Batterie-Management-System - zum Beispiel mit dem Navigations-Gerät - koppeln. So weiß der Akku, wann der Fahrer die nächste Schnelladesäule ansteuern möchte und kann entsprechend vortemperiert werden. Außerdem fordern die Fachleute eine manuelle Möglichkeit, den Akku zum Laden vorzubereiten: "Eine Temperaturanzeige der Batterie wäre in jedem Fall hilfreich – so wie beim Verbrenner die Anzeige für die Kühlmitteltemperatur."
Stau-Fahrt kein Problem für Akku
Immer wieder gibt es Gerüchte, in denen vor einer Staufahrt mit dem E-Auto warnen: "Denn hartnäckig hält sich das Vorurteil, bei einem Elektroauto wäre im Stau die Batterie so schnell leer, dass man fürchten müsse, zu (er)frieren." Hier geben die Fachleute explizit Entwarnung. In einem Versuch bei strengen Minustemperaturen verbrauchten zwei Testkandidaten binnen zwölf Stunden, temperiertem Innenraum und Sitzheizung nur rund ein Viertel ihrer Energiereserven, woraus der ADAC folgert, dass auch bei strengem Frost ein Kleinwagen mit einer Akkuleistung von knapp 33 Kilowattstunden, 15 Stunden wohl temperiert im Stau verbringen könnte.