Ein Mann geht unter einem Baum in der Stuttgarter Innenstadt entlang. Wie können Städte fit werden für den Klimawandel? Die Uni Hohenheim forscht an Zukunftsbäumen: Die spanische Eiche oder die Zerreiche aus Ungarn sollen Weinstadt fit für die Zukunft machen.

Baden-Württemberg macht's

Klimawandel, Hitze, Trockenheit: Weinstadt setzt auf neue Bäume

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Christiane von Wolff
SWR1 Redakteurin Christiane von Wolff
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Dorothee Zeißig
Dorothee Zeißig aus dem SWR1 Team

Unsere Bäume leiden unter Hitze und Trockenheit im Klimawandel. Dabei kühlen sie die Stadt und speichern CO2. Weinstadt im Rems-Murr-Kreis setzt deshalb auf resistentere Baumarten.

Weinstadt im Remstal setzt die Forschungsarbeit der Universität Hohenheim fort: Auf Weinstädter Verkehrsinseln, an Radwegen, neben Kindergärten, an Spielplätzen stehen 130 Zukunftsbäume.

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Zukunftsbäume sind Baumarten, die mit den steigenden Temperaturen in Baden-Württemberg besser zurecht kommen sollen und gleichzeitig bei Spätfrösten nicht in die Knie gehen sollen.

Wir brauchen auch in Zukunft gute und stabile Straßenbäume, deswegen ist das Projekt in Weinstadt genau das, was das jetzt vorantreiben kann.

Baden-Württemberg fit für den Klimawandel machen

Junge Bäume wachsen auf dem Gelände der Universität Hohenheim. Es sind Arten, die mit dem Klimawandel und einer Zukunft mit Hitze und Trockenheit klarkommen sollen.
Robert Gliniars steht neben einer ungarischen Zerreiche. Es leitet das Zukunftsbaumprojekt.

Ein Baum wächst nicht von heute auf morgen. Viele unserer heimischen Arten, wie zum Beispiel Ahorn oder Kastanie, leiden schon heute sichtbar, verlieren Blätter oder werden krank, weil sie sich dem Klimawandel nicht anpassen können. Vielversprechend sind deswegen Gewächse aus wärmeren Regionen: zum Beispiel die spanische Eiche oder die Zerreiche aus Ungarn, also aus Ländern, die seit Jahrhunderten mehr Hitze und Trockenheit gewohnt sind.

Zehn Jahre lang sind die Zukunftsbäume auf dem Versuchsfeld der Hohenheimer gewachsen und wurden genau beobachtet, um möglichst viele Daten zu erfassen. In Weinstadt stehen also keine "Baum-Babies", sondern schon drei, vier Meter hohe, kräftige junge Bäume. Darunter unter anderem die Europäische Hopfenbuche, weiße Maulbeere, Säuleneiche und asiatische Kornelkirsche. Die Bäume werden in regelmäßigen Abständen von den Forschenden besucht und begutachtet. Das Experiment in Weinstadt könnte uns allen nützen.

Wir wissen alle, dass Grün in der Stadt uns beseelt und das Klima erträglicher macht. [...] Wir profitieren am Ende alle davon. [...] Alle, die in Städten leben.

Neue Baumarten sollen Hitzewellen und Trockenheit trotzen

Claus Hainbuch und die anderen vom Klimabündnis von Weinstadt haben einen der Zukunftsbäume der Uni Hohenheim in Weinstadt eingepflanzt.

Challenge für die Bäume: Vom Forschungsfeld in eine echte Stadt

Weinstadt-Strümpfelbach im Remstal von oben im Frühling. Weinstadt in Baden-Württemberg will seine Bäume in der Stadt fit machen für den Klimawandel und setzte auf Baumarten, die resistent gegen Hitze und Trockenheit sein sollen.

Weinstadt ist jetzt sehr mutig zu sagen, wir nehmen einfach mal ein (Baum-)Sortiment, das noch gar nicht so bekannt und erprobt ist in Städten.

Weinstadt macht es einfach! Das hat auch viel mit dem engagierten Klimabündnis der Stadt zu tun. Einer vom Bündnis, Claus Hainbuch, hat den Deal mit der Universität Hohenheim eingefädelt. Die Stadt hat ’ja’ gesagt und musste für die 130 Bäume, außer für den Transport, keinen Cent bezahlen.

Das kann ja beispielgebend sein. Weil alle Gemeinden hier im Bereich haben ja das ähnliche Klima und werden dann Ergebnisse haben […] und können dann alle mitziehen.

Beim Pflanzen neuer Stadtbäume müssen mehrere Dinge berücksichtigt werden: Es darf keine Art sein, die sich von selbst ausbreitet und heimische Gewächse vertreibt. Außerdem eignet sich nicht jeder Baum für jeden Standort: Zukunftsbäume mit Früchten zum Beispiel eignen sich für Gelände wie Kindergärten, aber nicht für öffentliche Plätze, auf denen keiner die Früchte im Blick hat und sie am Ende als Matsch auf dem Boden liegen.

Außerdem müssen Stadtbäume an vielen Stellen das Lichtraumprofil einhalten. Das bedeutet: Der erste Ast muss mindestens 4,50 Meter über der Erde sein, damit auch wirklich jedes Fahrzeug darunter durchkommt.

Junge Bäume wachsen auf dem Gelände der Universität Hohenheim. Es sind Arten, die mit dem Klimawandel und einer Zukunft mit Hitze und Trockenheit klarkommen sollen.

Weinstadt als Vorbild für Baden-Württemberg?

In Städten werden Bäume oft nur einen Bruchteil so alt wie die in freier Natur. Aber gut gepflegt können auch Stadtbäume sehr alt werden. Das hängt vor allem auch von uns Menschen ab: Wir können Stress für die Bäume reduzieren, indem wir sie beispielsweise nicht zu eng einpflastern, sie vor Hunde-Urin schützen, der die Rinde verätzt und Streusalz reduzieren, das ihnen die Wasseraufnahme erschwert.

In Weinstadt könnte das gut klappen! Alle ziehen beim Baumprojekt mit, das Tiefbauamt, das Gartenbauunternehmen, das Klimabündnis aus Ehrenamtlichen.

Es macht einfach Spaß, wenn man in so einer Gruppe arbeitet, […] die Interesse hat an der Gemeinschaft. […] Und wenn man dann noch Erfolge hat, so wie die Zukunftsbäume, ist das einfach klasse.

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