Weinstadt im Remstal setzt die Forschungsarbeit der Universität Hohenheim fort: Auf Weinstädter Verkehrsinseln, an Radwegen, neben Kindergärten, an Spielplätzen stehen 130 Zukunftsbäume.
Zukunftsbäume sind Baumarten, die mit den steigenden Temperaturen in Baden-Württemberg besser zurecht kommen sollen und gleichzeitig bei Spätfrösten nicht in die Knie gehen sollen.
Baden-Württemberg fit für den Klimawandel machen
Ein Baum wächst nicht von heute auf morgen. Viele unserer heimischen Arten, wie zum Beispiel Ahorn oder Kastanie, leiden schon heute sichtbar, verlieren Blätter oder werden krank, weil sie sich dem Klimawandel nicht anpassen können. Vielversprechend sind deswegen Gewächse aus wärmeren Regionen: zum Beispiel die spanische Eiche oder die Zerreiche aus Ungarn, also aus Ländern, die seit Jahrhunderten mehr Hitze und Trockenheit gewohnt sind.
Zehn Jahre lang sind die Zukunftsbäume auf dem Versuchsfeld der Hohenheimer gewachsen und wurden genau beobachtet, um möglichst viele Daten zu erfassen. In Weinstadt stehen also keine "Baum-Babies", sondern schon drei, vier Meter hohe, kräftige junge Bäume. Darunter unter anderem die Europäische Hopfenbuche, weiße Maulbeere, Säuleneiche und asiatische Kornelkirsche. Die Bäume werden in regelmäßigen Abständen von den Forschenden besucht und begutachtet. Das Experiment in Weinstadt könnte uns allen nützen.
Neue Baumarten sollen Hitzewellen und Trockenheit trotzen
Challenge für die Bäume: Vom Forschungsfeld in eine echte Stadt
Weinstadt macht es einfach! Das hat auch viel mit dem engagierten Klimabündnis der Stadt zu tun. Einer vom Bündnis, Claus Hainbuch, hat den Deal mit der Universität Hohenheim eingefädelt. Die Stadt hat ’ja’ gesagt und musste für die 130 Bäume, außer für den Transport, keinen Cent bezahlen.
Beim Pflanzen neuer Stadtbäume müssen mehrere Dinge berücksichtigt werden: Es darf keine Art sein, die sich von selbst ausbreitet und heimische Gewächse vertreibt. Außerdem eignet sich nicht jeder Baum für jeden Standort: Zukunftsbäume mit Früchten zum Beispiel eignen sich für Gelände wie Kindergärten, aber nicht für öffentliche Plätze, auf denen keiner die Früchte im Blick hat und sie am Ende als Matsch auf dem Boden liegen.
Außerdem müssen Stadtbäume an vielen Stellen das Lichtraumprofil einhalten. Das bedeutet: Der erste Ast muss mindestens 4,50 Meter über der Erde sein, damit auch wirklich jedes Fahrzeug darunter durchkommt.
Weinstadt als Vorbild für Baden-Württemberg?
In Städten werden Bäume oft nur einen Bruchteil so alt wie die in freier Natur. Aber gut gepflegt können auch Stadtbäume sehr alt werden. Das hängt vor allem auch von uns Menschen ab: Wir können Stress für die Bäume reduzieren, indem wir sie beispielsweise nicht zu eng einpflastern, sie vor Hunde-Urin schützen, der die Rinde verätzt und Streusalz reduzieren, das ihnen die Wasseraufnahme erschwert.
In Weinstadt könnte das gut klappen! Alle ziehen beim Baumprojekt mit, das Tiefbauamt, das Gartenbauunternehmen, das Klimabündnis aus Ehrenamtlichen.