Brigitte aus Konstanz arbeitet mit 93 Jahren immer noch als Buchhändlerin im familiengeführten Buchladen. Vor über 70 Jahren hat sie die Buchhandlung mit ihrem Mann gegründet.
Früher: Frauen in der Arbeitswelt
Brigitte aus Konstanz kauft 1953 zusammen man ihrem Mann Herrmann, ein junger Buchhändler aus Freiburg, eine Buchhandlung. Der Weg zur Buchhändlerin ist für Brigitte zunächst nicht leicht. Ihr Vater stirbt früh. Ihre Mutter bleibt allein mit 7 Kindern und muss sich um das Unternehmen kümmern. Brigitte unterstützt ihre Mutter zu Hause: „Aber dann hatte ich kein Abitur und konnte nicht studieren. Und dann habe ich gedacht: Jetzt werde ich Buchhändlerin. Da komme ich mit allen Wissensgebieten in Berührung und es ist vielleicht eine kleine Kompensation. Und ich habe es nicht bereut.“
Brigitte macht sich mit ihrer Buchhandlung selbstständig
Doch ihre Anfänge sind nicht leicht. „Damals haben die Leute keine Bücher gekauft. Damals haben die Leute Möbel gekauft oder haben angefangen, Möbel zu kaufen. Und wenn wir einen tollen Kunstband verkauft haben, dann war das ein Ereignis“, erklärt Brigitte. Nach über 70 Jahren kennt Brigitte allerdings das Geschäft: „Ich glaube, ein großer Vorteil ist, dass wir viele Stammkunden haben, dass wir die Kunden kennen. Dass sie sich bei uns verstanden fühlen.“ Eine Kundin findet: „Sie ist mein großes Vorbild. In Würde und mit ganz viel Elan und Kraft alt zu werden. Das finde ich ganz fantastisch!“
Arbeiten trotz Ruhestand: Brigitte liebt ihren Beruf als Buchhändlerin
Brigitte hat 6 Kinder. Tochter Mechthild leitet den Buchladen seit 1998. Brigitte arbeitet heute zwei Tage pro Woche in der Buchhandlung. „Sie ist die schnellste Auspackerin bei uns. Und wenn sie ausfällt, dann haben wir immer ein kleines Problem, weil wir einfach alle nicht so flott sind“, erzählt Tochter Mechthild lachend. Brigitte arbeitet auch mit 93 immer noch gerne im Buchladen: „Ich gehe wirklich gerne arbeiten. Denn die Buchhandlung ist für mich Lebens-Elixier! Jung gehalten haben mich die Arbeit und die Neugierde auf alles, was das Leben bringt.”
Mehr zum Thema Liebe zum Job:
Friseur mit 94
Der 94-jährige Hans aus Freiburg verliert seine Kunden nicht an andere Friseursalons, sondern an den Sensenmann. Er ist seit 80 Jahren Friseur, seine Stammkunden sind mit ihm alt geworden. Doch jedes Jahr werden es weniger.
Mehr zu SWR Heimat
Cat Calls of Mainz
Es dauerte keine fünf Minuten – Nachdem wir die ‚Aufsager‘ für den Anfang des Films aufgezeichnet haben, laufen wir zusammen mit Hannah, Lea, Isabelle und Melina von "Cat Calls of Mainz" zum Mainzer Hauptbahnhof. Das erste was passiert: Die vier werden sexuell belästigt und einer der „Heimat“-Autoren wird zum Chef der Gruppe erklärt, weil er ein Mann ist. Während der Dreharbeiten kam es zu zwei weiteren Belästigungen. Hannah, Lea, Isabelle und Melina sind Studentinnen aus Mainz, die das Projekt „Cat Calls of Mainz“ rund um den Weltfrauentag 2020 gestartet haben. Angelehnt an zahlreiche andere Cat-Calls-Projekte in der ganzen Welt: „Wir haben uns das erst eigentlich nur für eine Woche vorgenommen – Nachrichten zu empfangen und kreiden zu gehen. Dann war die Woche vorbei und wir haben gemerkt: Wow, das findet jetzt schon viel Resonanz. Dann gab es für uns keinen Grund aufzuhören.“ Kreiden gehen bedeutet, sie schreiben mit Kreide sogenannte „Cat Calls“, also in der Regel verbale sexuelle Belästigungen, mit Kreide auf die Straße. Alles Belästigungen, die jemand erlebt und ihnen auf ihrem Instagram-Kanal zugeschickt hat. „So werden Leute mit dieser sexistischen Problematik konfrontiert, die sonst das Privileg haben, damit nicht in Berührung zu kommen.“ Das sei ihnen super wichtig, sagt Lea, eine der Mitinitiatorinnen der Gruppe. Aber es geht ihnen vor allem um die Opfer. „Dass Betroffene die Möglichkeit haben, sich diesen Raum zurückzuerobern, in dem ihnen etwas Schlimmes passiert ist. Man hat so ein starkes Ohnmachtsgefühl, wenn man das im Alltag ständig erleben muss.“ So möchten sie etwas in der Gesellschaft verändern und für das Thema sensibilisieren.
Erzähl uns Deine Story
Du kennst jemanden, dessen Geschichte wir unbedingt erzählen müssen oder Du hast selbst etwas zu erzählen? Dann sende uns einen Hinweis.